Der Herd mit dem Waffeleisen steht im Obergeschoß des Museums im Themenbereich Haushalt.
Abmessungen des Exponats außen (cm): Breite: 112, Tiefe: 67, Höhe: 80
Waffeleisen: Durchmesser 32 cm
Der gemauerte Herd ist etwa im Jahr 1860 gefertigt worden. Aus heutiger Sicht fasziniert ein praktisches Detail, das man wahrscheinlich gerne genutzt hat: Es gibt ein Waffeleisen mit zwei Handgriffen zum Einsetzen anstatt der Ringe der Herdplatte.
Aus welchem Haus der gut erhaltene Herd stammt, ist im Moment nicht herauszufinden.
Von der Feuerstelle zum Herd
Als Herdstelle werden offene Feuerstellen in den Häusern bezeichnet. Es handelt sich um muldenförmige, halbkugelartige Vertiefungen im Fußboden, manchmal mit verdecktem Kanal zur Luftzufuhr und zur Entfernung der Asche und dem nach oben gerichteten Rauchabzug. Die Mulde, später auch steinerne Flächen, war entweder gar nicht, oder mit Steinen oder eisernen Ringen eingefasst. Noch später werden die gemauerten Flächen bis zu 30 cm hoch.
Herdstelle eines Hauses in Fischerhude 1)
Über der Feuerstelle gibt es eine Feuerschutzdecke („Rähmen“), die aus zwei aus der Herdwand ragenden Balken besteht, die mit Brettern belegt sind. Letztere dienen der Lenkung des Funkenfluges und der Verteilung des Rauches unter der Decke zum Räuchern der im Flett aufgehängten Wurst- und Fleischvorräte.
„Vom Rahmen hängt der Kesselhaken herunter, der den Kessel oder den Topf über dem offenen Feuer hält. Er ist eisern und hat eine sägeartige Form; ein an einem Bügel auf- und abschiebbarer Teil ermöglicht eine verschiedene Höhe der Aufhängung. (…) Wer als Verfolgter in den Bereich des Herdes kam, galt als unantastbar und wohl geborgen. Durch Anfassen des Kesselhakens wurden mündliche Verträge besiegelt.“ 2)
Die Herdstellen wurden im Lauf der Zeit zu fest gemauerten Einrichtungen im Haus. Das diente der Bequemlichkeit beim Betreiben und Reinigen der Feuerstelle und beim Kochen, aber auch dem so wichtigen Feuerschutz: „Vielfach … trifft man eine … jüngere Herdform: den höher aufgemauerten Herd mit gemauertem, halbrundem Schwibbogen darüber als Feuerschutz … .“ 3) Diese Form nennt man „Kamin“, aber es handelt sich noch um eine schornsteinlose Feuerstelle, die spätestens ab 1840 gebräuchlich war.
„Kamin“ aus dem Wendland 4)
Unser Himmelpfortener Exponat wurde um 1860 gefertigt. Die bauliche Voraussetzung für solche Herde mit Zügen war, dass „man dann wirkliche, zum Dach hinausführende Schornsteine an die Flettwand anbaute …“ 5) Im Schornstein befand sich eine Klappe, mit der Rauch in die Räucherkammer auf dem „Achterbodden“ umgeleitet werden konnte, sodass das Räuchern aus dem Flett verlegt wurde. Der Schornsteinschacht wurde bis unter die eisernen Herdplatten, mit der die Feuerung überdeckt wurde, geführt. „Das Backsteinmauerwerk des Herdes verkleidete man mit einer Schicht glatter Kacheln, fasste die Ränder in Metallbänder und -schienen und gab dem Ganzen durch Metallgriffe, Metallknöpfe, Leisten und Geländer ein gefälliges Aussehen.“ 6)
Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts war der Ofensetzer ein wichtiger Lehrberuf. Er „gehört zu den ältesten Berufen, die das Handwerk kennt; seine Entwicklung verläuft parallel mit der des wirtschaftlichen und kulturellen Lebens“. 7) Eine große Bandbreite an Kenntnissen und Fertigkeiten ist hierzu erforderlich, wie die Berufsbeschreibung aussagt.
In der heutigen Zeit gibt es gelegentlich Angebote für Holz- und Kohleherde in Baumarktprospekten. Natürlich wird man auch im Internet fündig und kann über die Modellvielfalt nur staunen. Ob es dazu aber auch ein Waffeleisen gibt …?
Verwendete Literatur:
1) Lindner, Werner, Das niedersächsische Bauernhaus, Reprint nach dem Original von 1912 im Verlag Th. Schäfer, Hannover 1987, S. 30/32
2) Lindner, Werner, a.a.O., S. 30
3) Bomann, Wilhelm, Bäuerliches Hauswesen und Tagewerke in Niedersachsen, Reprint der 4. Auflage von 1941 im Gerstenberg Verlag, Hildesheim 1982, S. 70
4) Bomann, Wilhelm, a.a.O., S.73
5) vergl. Bomann, Wilhelm, a.a.O., S.70
6) Pfeiffer-Ringenkuhl, Ed. A., Technik im Haushalt, Murnau o. J., S. 31
7) Steuer, Erich (Hg.), Bundesministerium für Arbeit, Was soll ich nur werden?, Berchtesgaden 1955, S. 373