Das heute vorgestellte Exponat befindet sich im großen (Vortrags-) Raum im Museum unten links und ist eine Werbe- und Lehrtafel der Firma Brause & Co., Iserlohn. Wie diese Tafel (28,8 cm x 40,7 cm) in unser Museum gelangte, lässt sich nicht mehr klären, vielleicht stammt sie aus einem Schreibwarengeschäft.
Die Stadt Iserlohn hat eine lange Geschichte als Ort zahlreicher metall-verarbeitender Unternehmen, insbesondere für Nähnadeln, Feindraht, Schreibfedern, Fischangeln, Kartenreiter, Hand-Kaffeemühlen, Kofferschlösser, Beschläge, Messingartikel, Ketten u. a. Heute hat Iserlohn ca. 95.000 Einwohner, die Stadt liegt südlich des Rhein-Ruhr-Gebietes im Märkischen Kreis im Westen des Sauerlandes. Für Museumsfreunde sind interessant das Stadtmuseum Iserlohn (www.stadtmuseum-iserlohn.de) und das Museum für Handwerk und Postgeschichte http://fim-iserlohn.de/.
Die Unternehmensgründung erfolgte 1850 als Brause & Cie. zur Herstellung von Nadeln. 1895 erfolgte erstmals die Fertigung von Schreibfedern. Dieser Schritt des Unternehmensleiters Gustav Wilke brach die seinerzeitige Monopolstellung von aus England importierten Schreibfedern. Zur Vorbereitung der eigenen Fertigung studierte Wilke die Schreibfeder Herstellung ungestört in Sheffield, weil die dortigen Hersteller nicht annahmen, dass eine Produktion in Deutschland erfolgreich sein könne. Die Produktion von Schreibfedern beinhaltet eine enorm hohe Wertschöpfung mit 80 bis 90% Lohnkostenanteil und war aufgrund der Komplexität für etwa fünf Jahre für Brause nicht gewinnbringend. Die zunehmend erfolgreiche Vermarktung der Brause Federn erfolgte unter der strikten Einhaltung von Präzision und Qualität, der Wiedererkennbarkeit als Markenartikel (Bildmarke „Brause Hahn“) und der Begleitung von Werbung („Die beste Feder, lieber Sohn, ist die von Brause Iserlohn“).
Unser Exponat zeigt die einzelnen Schritte in der Feder Produktion, sowie darunter als Beispiel drei der zahlreichen Endergebnisse:
1 Ausstanzen der Federplättchen aus Stahlstreifen
2 Stempeln der Federplättchen mit Firma und Kennzeichen
3 Lochen der Plättchen in der Mitte
4 Weichglühen der gelochten Federplättchen, damit sie gebogen werden können
5 Prägen der erhabenen Nummernbezeichnung
6 Biegen der weichen Plättchen unter schweren Pressen in die richtige Form
7 Härten der gebogenen, noch weichen Federn
8 Tempern das heißt: das Elastisch machen der Federn über Feuer
9 Blank scheuern der Federn in eisernen Trommeln
10 Schleifen der Federn an der Spitze
11 Spalten der Federn mittels Spindelpressen, die wie Scheren wirken
12 Färben der federn über Feuer oder durch galvanisches Verfahren
Pfannenfeder 50 Kugelspitzfeder Cito fein Rustica Breitfeder 648
Der elfte Produktionsschritt ist übrigens essentiell für Schreibfedern: Er geht zurück auf ein Patent (1830) des englischen Buchhändlers James Perry; der Einschnitt ermöglicht erst die Speicherung der Tinte an der Feder. Auch die drei fertigen Schreibfedern sind erwähnenswert, denn die Benennung von Schreibfedern, wie hier mit „Pfannenfeder“, „Cito“ oder „Rustica“ sind Teil der frühen und erfolgreichen Markenstrategie von Brause.
Brause gehört seit 1992 einer französischen Unternehmensgruppe, aber es werden immer noch Schreibfedern für spezielle Bedarfe, insbesondere für die Kalligraphie, an einem kleinen Standort in Sümmern-Rombrock gefertigt.
Brause Schreibfedern bleiben also ein Traditionsprodukt für die individuelle Handschrift in Religion, Kunst, Musik und Literatur.
Quellen:
Geschichte der Firma Brause Iserlohn
In: Beiträge zur Heimatkunde, Band 20 (2011), Hg.: Förderkreis Iserlohner Museen (FIM)
Korrespondenz mit Aktiven des FIM und der Museumspädagogik des Museum Iserlohn
Zeitungsartikel „Brause Federn schreiben schwarze Zahlen“
In: Iserlohner Kreiszeitung / IKZ online vom 25.04.2018